Interview mit Michael Kretz, Geschäftsführer Bezirksblätter Salzburg GmbH
Die Corona-Pandemie hatte- und hat weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und sorgte in manchen Branchen für erhebliche Veränderungen: Geschlossener Handel, teils stillgelegte Wirtschaft, Mitarbeiter und Kunden im Homeoffice und Ausgangsbeschränkungen für die gesamte Bevölkerung. Wir haben uns nach dieser herausfordernden Zeit mit erfolgreichen österreichischen Medienunternehmen unterhalten und sie dazu befragt, wie sich die Medienwelt durch Corona in Hinblick auf das Thema Digitalisierung verändert hat.
Begonnen haben wir unsere Interviewreihe mit Herrn Michael Kretz, Geschäftsführer Bezirksblätter Salzburg GmbH.
„Besonders in den ersten Wochen, als Corona für uns alle noch Neuland war, hat sich das Medienverhalten der Menschen stark verändert. Laufend, fast schon stündlich wurden Medien konsumiert, um sich über die neue Situation zu informieren. Was hat sich geändert? Wie hoch sind die Infektionszahlen? Wie viele Neu-Erkrankte und Patienten gibt es und welche Regelungen gelten für den Moment? All diese Fragen wollten Leser*Innen von ihren Medien in kürzester Zeit beantwortet wissen“, erklärt Herr Kretz die anfängliche Entwicklung.
Als regionales Medium konnten die Bezirksblätter Salzburg eine verstärkte Veränderung in den Regionen wahrnehmen: „Die Menschen wollten wissen: Was ist los in Zell am See, wie sieht’s im Gasteiner Tal aus usw.? Da gab es wiederholt spezielle Regelungen für einzelne Bezirke, wie beispielsweise auch in Kuchl im Herbst“, so der Geschäftsführer der Bezirksblätter Salzburg.
„Bei unseren Werbekunden fiel die Anzeigenschaltung sehr unterschiedlich aus.“ Vor allem den Handel hat es anfangs stark getroffen. „Die Branche hatte ja nicht nur das Problem, nicht öffnen zu dürfen. Viele Unternehmer standen vor der zusätzlichen Herausforderung nicht zu wissen, welche Waren überhaupt geliefert werden können“, berichtet Herr Kretz. „Mit der ersten Öffnung des Handels, normalisierten sich die Werbeschaltungen glücklicherweise entsprechend rasch.“ Durch die Corona-Krise entstanden jedoch auch neue Dienstleistungen, wie der Abholhandel und diverse Online-Services, die ebenso beworben werden mussten. Auch die Salzburger Bezirksblätter konnten einen Zuwachs im Online-Bereich spüren.
„Unsere internen Abläufe sind gut aufgestellt, weswegen es keine großen Veränderungen gab, außer in der Zusammenarbeit mit Druckereien. Worauf wir stolz sind: wir zählen zu den Medienunternehmen die, im Vergleich zum Mitbewerb, durchgängig all ihre Produkte aufrecht erhalten- und alle Ausgaben ohne Terminverschiebungen veröffentlicht haben“, so Herr Kretz.
Während der herausfordernden Zeit ist die Bedeutung der Regionalität in den Fokus gerückt. Als Regionalmedium haben die Bezirksblätter Salzburg diesen Trend verstärkt genutzt. Dadurch konnten sie auch neue Partnerschaften und Werbekunden gewinnen, wie uns Herr Kretz im Interview erzählt.
In den vergangenen Jahren konnte man bereits beobachten, dass sich die Verbreitung von Informationen zunehmend zu Online- und Social-Media-Kanälen verlagert. Besonders die junge Zielgruppe konsumiert vorwiegend Content aus dem Web, heißt es. Bei den Bezirksblättern Salzburg gab es jedoch auch während der Corona-Pandemie keine Verlagerung, wie uns Herr Kretz berichtet hat. „Den Printbereich konnten wir absolut konstant halten. Parallel dazu ist der Online-Bereich gestiegen, aber nicht auf Kosten von Print.“
Fakt ist: Während Corona ist der Online-Bereich mit Informationen rund um kurzfristige Neuerungen und Entwicklungen dynamisch gewachsen. Mit der Printausgabe kann man diese spontanen Themen gar nicht mitteilen. Darum definieren wir unsere Online-Kanäle und sozialen Netzwerke als Zusatzleistungen zu Print. Das Kernprodukt unserer Leserschaft ist immer noch Print. „Die Menschen legen, besonders bei regionalen Informationen, Wert auf ihre persönliche Wochenzeitung“ so Michael Kretz.
Der Schutz und die Gesundheit der Mitarbeiter standen immer im Vordergrund. Dennoch konnten alle ihre Tätigkeiten in optimaler Form ausüben. Aufgrund der landesweiten Verordnungen waren alle Mitarbeiter der Bezirksblätter Salzburg während der Lockdowns im Homeoffice. „Am Montag ist immer Redaktionsschluss. Das hat mit unserem großartigen Team auch via Homeoffice einwandfrei funktioniert“, erzählt uns Herr Kretz.
„Die Arbeitsroutinen haben sich teilweise angepasst. Und es gab auch einige positive Erkenntnisse: Videokonferenzen bieten kurzfristig und ohne großen Zeitaufwand die Chance, sämtliche Redaktionsmitarbeiter*innen aus allen Bezirken einfach erreichen zu können. Das wird zwar ein Zusammentreffen in persona nicht ersetzen, aber die Kommunikation vorteilhaft ergänzen“, so Herr Kretz.
„Dass wir beweisen konnten was alles geht, in einer Zeit wo man meint, dass eigentlich gar nichts geht“, nennt Herr Kretz einen klaren Vorteil, der durch Corona entstanden ist. Auch der verstärkte Fokus auf Regionalität war ein Vorteil für die Bezirksblätter Salzburg.
Herr Kretz sieht die Zukunft durch Corona für die Bezirksblätter Salzburg positiv. Durch die Pandemie ist das Regionalmedium in der Wahrnehmung und in der Bedeutung noch zunehmend gewachsen.
Als optimistischer Charakter sieht Herr Kretz der Zukunft hoffnungsvoll entgegen und geht davon aus, dass die Gesellschaft mit den nötigen medizinischen Maßnahmen in der neuen Normalität ankommen wird. „Es wird nicht ganz so rasch gehen, wie manche es öffentlich kundgetan haben. Es wird wahrscheinlich auch nicht den „Corona ist vorbei“-Zeitpunkt geben. Corona wird uns bestimmt noch lange begleiten“, schildert uns Herr Kretz seine Ansichten.
Im letzten Jahr war die Arbeitssituation für viele Menschen eine kritische Herausforderung. Die wirtschaftliche Absicherung für Mitarbeiter ist bei den Bezirksblättern Salzburg stets ein wichtiges Thema. „Als Arbeitgeber freut man sich über glückliche und motivierte Mitarbeiter, die allesamt im Unternehmen gehalten wurden. Aktuell expandieren wir sogar bereits, so Herr Kretz. „Mein großer Wunsch ist, dass alle zusammenhelfen, um die Gesellschaft zusammenzuhalten. Das ist Aufgabe der Politik und auch Aufgabe jedes Einzelnen. Jeder trägt Verantwortung, die Gesellschaft zusammenzuhalten.“
Wir danken Herr Kretz für das angenehme Gespräch und wünschen den Bezirksblättern Salzburg weiterhin viel Erfolg!